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Vlad Tepes ("der Pfähler") Dracula ist nicht nur deshalb eine streitbare Figur, weil der Fürst der Walachei (1448, 1456-1462, 1476) als Vorbild für Bram Stokers Vampirgrafen (1897) herhalten musste, der in der Literaturwissenschaft eine immense Resonanz hervorgerufen hat. In historischer Perspektive ist der Woiwode (slaw. "Heerführer") deshalb von Interesse, weil er nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen Papst Pius' Kreuzzugsaufruf folgte. Auffällig waren sowohl seine autoritären Versuche, für innenpolitische Ordnung zu sorgen, als auch sein Bestreben, seinem Land den Nimbus einer "Vormauer des Christentums" zu verschaffen. Aufgrund dieser historiografischen bzw. erinnerungskulturellen Bedeutung entsteht der Eindruck, seine Herrschaftszeit sei umfassend untersucht worden. Tatsächlich aber ist der Kenntnisstand in weiten Teilen noch in der Zwischenkriegszeit respektive im Nationalkommunismus verankert und von einem rumänischen Patriotismus geprägt. Unter diesen Voraussetzungen wird das Bild des walachischen Woiwoden heute noch von der Ambivalenz zweier an und für sich gegensätzlicher Ansätze bestimmt: einem nationalistischen in Rumänien und einem auf das Vampirgenre rekurrierenden im Westen. Angeregt durch diesen Befund wurde vom 25.-27. September 2014 an der Justus-Liebig-Universität Gießen eine internationale Konferenz zum Thema "Vlad Dracula - Tyrann oder Volkstribun" veranstaltet, deren Ergebnisse dieser Band vereint. Im Fokus der Untersuchungen stehen neben der Vita des "Pfählers" seine diplomatischen Strategien im Umgang mit Kontrahenten und Verbündeten sowie die Rezeption und Mythenbildung seiner Person.