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Die Lebenserwartung hat sich in Westeuropa in den letzten 200 Jahren mehr als verdoppelt und beläuft sich inzwischen auf nahezu 80 Jahre. Die Ursachen dieses bemerkenswerten Wandels, den der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft des Jahres 1993, der Historiker R. Fogel, als eines der größten Ereignisse der Menschheitsgeschichte bezeichnet, liegen nach wie vor im Dunkeln.Jörg Vögele analysiert in der vorliegenden Arbeit erstmals für Deutschland systematisch die Mechanismen dieses Wandels und weist auf die entscheidende Rolle von Industrialisierung und Urbanisierung hin. Insbesondere den Großstädten kam dabei eine zentrale Rolle zu. Galten sie traditionell als extrem ungesunde Orte, als "Todesfallen", so entwickelten sie sich während des Kaiserreiches zu Vorreitern der modernen Gesundheitsverhältnisse. Am Beispiel der zehn größten deutschen Städte diskutiert der Autor soziale, geschlechtsspezifische und altersspezifische Ungleichheit vor Krankheit und Tod und evaluiert die Wirkungen steigenden Lebensstandards, verbesserter städtischer Umwelt-, Arbeits- und Lebensbedingungen sowie der medizinischen und sozialen Versorgung auf die Entwicklung von Sterblichkeit und Lebenserwartung unterschiedlicher Risikogruppen. Als wichtiges Fazit läßt sich festhalten: Wirtschaftliche und soziale Faktoren wie etwa Wohnverhältnisse oder sanitäre Reformen spielten in diesem Prozeß eine weitaus größere Rolle als die Medizin.Jörg Vögele ist Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Düsseldorf und Fellow der University of Liverpool, Department of Economic History.