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Anders als jene epistemologische Krise, die sich mit der Kopenhagener Deutung der Quantentheorie verbindet, markiert die Entwicklung der Selbstorganisationsforschung nicht nur einen Theoriewandel, vielmehr stellt sie die Grundlagen der neuzeitlichen Wissenskultur selbst in Frage. Die Entsubstantialisierung von Natur und Geschichte führte im Falle der Geschichte zur wohl größten Ent-Täuschung des 20. Jahrhunderts.§Es ist überraschend zu sehen, wie sich das katastrophische Scheitern ideologisch aufgeladener Geschichtsteleologien im Lichte der Selbstorganisation nicht nur als unvermeidlich erweist, sondern gleichsam eine Dekonstruktion der Leitbegriffe der Moderne impliziert. Die Absage an die klassische Substanzmetaphysik und den Totalitarismus einer rationalen Fortschrittslogik führt mitten hinein in den abgebrochenen Dialog mit dem jüdischen Denken.§So sei mit dem vorliegenden Band der Versuch unternommen, bislang nicht thematisierte Bezüge des Paradigmas der Selbstorganisation zu anderen Formen geschichtlichen Denkens zu entfalten. Hierfür konnten neben dem Lyriker und Essayisten Günter Kunert und dem Naturphilosophen Klaus M. Meyer-Abich renommierte Kenner des jüdischen Denkens - u. a. Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem - gewonnen werden. Nirgend deutlicher als im Horizont epochaler Bruchstellen geschichtlicher Erfahrung steht menschliches Leben unter dem Anspruch sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft. Es ist zugleich Antwort wie Versprechen. Gegen alle Utopien der Vollendbarkeit gründet sein Ethos in der Fragmentarität und Kontingenz der individuellen geschichtlichen Situation.