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Das nationalsozialistische Ostpreußen war bisher ein Stiefkind der zeitgeschichtlichen Forschung. Die Sicht darauf verstellten der vorgebliche Mangel an Quellen und zudem der einseitige Fokus auf Flucht und Vertreibung sowie auf Gauleiter Erich Koch. Christian Rohrer beschreibt in Abkehr von Max Weber und mit systemischen Denkfiguren Nationalsozialistische Macht in Ostpreußen als komplexen Prozess. Anstatt über Willen und Motive großer Männer zu spekulieren, werden dabei zentrale Elemente von Machtprozessen und deren vielfältige Verflechtungen erkennbar. Auf der Grundlage zahlreicher Quellen aus deutschen und polnischen Archiven entsteht dabei nicht nur das Bild eines Gauleiters Koch, der wie jeder andere auch den Eigengesetzlichkeiten von Macht unterlag und 1935 kurz vor dem Sturz stand. Die Arbeit birgt darüber hinaus eine Fülle unbekannter Details zum nationalsozialistischen Ostpreußen und stellt einen Baustein für eine noch zu schreibende Vergleichsstudie über den Nationalsozialismus in den Regionen Deutschlands dar. Schließlich bietet die Untersuchung viele Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschung, so durch einen umfangreichen Anhang mit biografischen Skizzen.