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Torunn Siegler präsentiert in ihrem dystopischen Gesellschaftsroman "Machtmenschen" eine perfekt inszenierte arische Urlaubsidylle im kolossalen Kraft-durch-Freude-Seebad auf Rügen. Zumindest wird dies den 20 000 Gästen suggeriert. Genießen sie sie wirklich? Und welche Positionen nehmen die Heerscharen von Angestellten, Arbeitsmaiden und Ostarbeitern in diesem Gefüge ein? Der Blick auf fünf Einzelschicksale zeigt die Abgründe dieser Gesellschaft: nah, verstörend und unausweichlich. Akribisch recherchiert, fundiert und bis ins Detail ausgearbeitet, wird der Leser tief in eine postfaktische Welt hineingezogen, die gleichzeitig bekannt wirkt und befremdet. Macht ist immer ambivalent: einerseits konstruktiv und unabdingbar, anderseits destruktiv, wenn sie in Gewalt umschlägt. Die Folgen der Macht erleben diese Menschen in der germanischen Führerdiktatur im Jahr 2017 tagtäglich am eigenen Leib. Sie bestimmt nicht nur das gesellschaftliche Miteinander und die Arbeitswelt, sondern auch das Private und das Familienleben. Wie Getriebene suchen die Menschen nach einem sicheren Ort. Heidrun aus München will auf Rügen ihren Sohn besuchen. Doch die Reise ist von Vorahnungen überschattet, die in einer Katastrophe enden. Nicht anders ergeht es Bernhard, ihrem Sohn und SS-Offizier, Waltraud, der Arbeitsmaid, und Bogdan, dem Ostarbeiter. Die Führerin Hedwig will in einer epochalen Rede einen strategischen Wechsel in der Politik der Nationalsozialisten ankündigen, wird dabei von den Ereignissen überrollt. Das spannende und brandaktuelle Buch stellt die Lebensentwürfe jedes Einzelnen in Frage. Wo die Grenzen legitimierter Macht aufhören und Machtmissbrauch anfängt, da entstehen immerwährende Fragen. Im Lichte aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen sind sie von jedem Einzelnen immer wieder neu zu beantworten.