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Christoph Martin Wielands (1733-1813) Briefroman "Aristipp und einige seiner Zeitgenossen" (1800/01) verwirklicht eine Gesprächspoetik, wie sie in der deutschen Literatur sonst nirgends zu finden ist: aus dem Geist der Griechen - allen voran Xenophon, dessen "Symposion" hier zum Kanon wird. Mündliche und schriftliche Gesprächssituationen werden von Wieland systematisch entfaltet. Unter der Textur des Briefwechsels lagern rudimentär die Schichten unterschiedlicher Romantypen: - der erotische, philosophische, humoristische, politische, historische. Dem Roman, das lehrt die Auseinandersetzung mit dem Stil des Klassizismus, wird man am ehesten gerecht, wenn man seinen originalen Klassizismus vom akademischen unterscheidet. Daraus ist eine für den Roman wie für die Ästhetik von Klassizismus und Aufklärung verblüffende Folgerung abzuleiten. Auf dem Umweg über das am Vorbild der Griechen orientierte Streben nach Eigenständigkeit schreibt Wielands originaler Klassizismus den Maßstab aller Kunst- und Weltbetrachtung seinem Leser zu. Oberstes Ziel ist dessen im "irrenden Gang" des Gesprächs selbst zu erwirkende Aufklärung. Mit dieser Art von Leserbeteiligung gestaltet Wieland das moderne Äquivalent des sokratischen Dialogs.