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In einer Welt, wo die Veränderungen kaum allgemeingültige normative Muster anerkennen lassen, wird das rechtstheoretische Denken gefordert, adäquate, strukturierte Modelle zu entwickeln, um die komplexer gewordenen Beziehungen zwischen Rechtstheorie und Rechtspraxis zu erklären und zu verstehen. Dafür müssen unmittelbare Erkenntnisinteressen, rhetorische Argumentationen und soziale Ansprüche als verschiedene Momente der rechtlichen Sinngebungs- und Sinndeutungsprozesse gedacht werden. Die Frage wird auchin diesem Sinne gestellt werden müssen, was man von den jeweiligen Institutionen nicht erwarten kann, bevor die vielfältigen Rechtskommunikationen über das systemische Repertoire des Rechts betätigt werden können.Die Rechtsprechung zeigt sich in diesem Sinne als eine wichtige, unerläßliche evolutionäre Errungenschaft des Rechtssystems, um seine eigene Identität gleichzeitig stabilisieren und Änderungen verwalten zu können - Prozesse, die stark mit ihrer klassischen Darstellung als "periphär" kontrastieren. Auf die Rechtsprechung werden deswegen im modernen, demokratischen Rechtsstaatsmodell - auch wenn man die bestehenden regionalen Eigenschaften mitrechnet - neue Gefahren und Möglichkeiten zukommen, die weit über nationale Grenzen und kulturelle Partikularitäten hinausgehen.Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Harry-Westermann-Preis 1999 der Universität Münster.