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Selbstsorge konkretisiert sich als Philosophieren, Philosophieren ist in erster Hinsicht Selbstsorge - so jedenfalls vermittelt es der platonische Dialog Alkibiades I, in dem das "Selbst selbst finden", mithin die epiméleia heautou, im philosophischen Dialog und als philosophischer Dialog statthat. Das Ziel: über die 'Sorge um das Selbst selbst' befähigt zu werden, für das 'Gemeinsame', die Polis, Sorge zu tragen. Mit der Prävalenz der hellenistischen Philosophie vor der klassischen, näherhin mit der Prävalenz der den Hellenismus prägenden philosophischen Konzepte der Skepsis, des Epikureismus und der Stoa in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, versteht sich Selbstsorge nicht mehr so sehr als Philosophieren, vielmehr als Indienstnahme bestimmter Philosopheme in therapeutischer Absicht. Allerdings findet diese Art der Selbstsorge nicht (mehr) als offener philosophischer Dialog statt, sondern in der schriftlich fixierten Auseinandersetzung eines Ich mit (vorgegebenen) philosophischen Konzepten in der Absicht, dieses Ich 'reflexiv' zu stabilisieren resp. zu konstituieren. Das autobiographische Schreiben erweist sich mithin als genuiner Ort moderner Subjektkonstitution, die sich selbstreflexiv qua Schrift vollzieht. Der Verfolg der Genese sowie der historisch und systematisch differenten Ausprägungen 'autobiographischen' Schreibens kann daher zeigen, daß die Insistenz auf vermeintlichen Gattungsspezifika und ihren Varianten den Blick verstellt hat für das proprium 'autobiographischen' Schreibens: in der ästhetischen (Er)findung des Selbst (philosophische) Selbstsorge zu verwirklichen. Der interdisziplinär konzipierte Band präsentiert Paradigmen von der spätantiken Literatur bis in die Moderne, von Augustinus und Boethius über Dante, Petrarca, Bembo, Theresa von Avila, Thomas Browne und Michel de Montaigne zu Franz Kafka, Marcel Proust, Fernando Pessoa, Michel Leiris und Nathalie Sarraute.