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Amerigo Vespucci - Ist sein Ruhm ein Missverständnis? Stefan Zweig als Detektiv im Dschungel der Überlieferung Vespucci war nicht der Entdecker Amerikas, aber auch nicht der Lügner und Betrüger, als den man ihn gescholten. Immer war er nur in der zweiten Reihe, immer im Schatten von anderen. Wenn trotzdem das strahlende Licht des Ruhms gerade auf ihn gefallen ist, so geschah es nicht durch besonderes Verdienst, nicht durch besondere Schuld, sondern durch Fügung, durch Irrtum, durch Zufall, durch Mißverständnis. Aber die Geschichte erlaubt nicht zu rechten, sie hat gerade ihn gewählt, und ihre Entscheidungen, selbst die irrigen und ungerechten, sind unwiderruflich. Durch zwei Worte - Mundus Novus -, die er oder jener unbekannte Herausgeber über seinen Brief gesetzt, und durch die »Vier Reisen« - ob er sie nun alle gemacht hat oder nicht - ist er eingefahren in den Hafen der Unsterblichkeit. Sein Name ist nicht mehr zu löschen aus dem glorreichsten Buch der Menschheit, und vielleicht am besten ist seine Leistung umschrieben mit dem Paradox, daß Columbus Amerika entdeckt, aber nicht erkannt hat, Vespucci es nicht entdeckt, aber als erster als Amerika, als einen neuen Kontinent erkannte. Dies eine Verdienst bleibt an sein Leben, seinen Namen gebunden. Denn nie entscheidet die Tat allein, sondern erst ihre Erkenntnis und ihre Wirkung. Inhalt Amerigo Die historische Situation Für zweiunddreißig Seiten Unsterblichkeit Eine Welt erhält ihren Namen Der große Streit beginnt Die Dokumente mengen sich ein Wer war Vespucci? Der Text folgt der Erstausgabe von 1944.