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Nach dem Systemumbruch 1989 in Deutschland ist die (Hoch-)Kultur einer kritischen Revision unterzogen worden. Eingefordert wurde mit dem Untergang der DDR eine gesamtdeutsche Identität, zu der die Kultur der DDR politisch und, wie man meinte, auch ästhetisch in Gegensatz stand. Ebenso wie das politische Urteil über den Sozialismus feststand, war auch das ästhetische Urteil über die DDR-Kultur größtenteils einstimmig: Sie sei Kitsch und habe keinen Platz im neuen, wiedervereinten Deutschland. Doch so scheinbar überzeugend, wie man mit dem Kitsch-Argument zwischen Kunst und Nicht-Kunst trennte, konnte man den Nachweis an der Kunst selbst nicht führen. Der kritische Blick auf jene Urteile zeigt, dass der Kitsch nicht eindeutig am ästhetischen Gegenstand nachzuweisen ist. Als Kitsch ausgewiesen! strebt sowohl eine theoretische Klärung des Kitschs als auch die diskursanalytische Untersuchung der feuilletonistischen Deutungskämpfe über die kulturelle Identität des wiedervereinten Deutschlands an, die zu großen Teilen über den Kitsch-Vorwurf abgewickelt wurden. Im Mittelpunkt steht der Kitsch als ästhetisches Phänomen, das sich aus ganz unterschiedlichen, oft außer-ästhetischen Urteilen speist. Anhand der vier Nachwendedebatten um den Berliner Schlossplatz, die Ostalgie, den Weimarer Bilderstreit und den deutsch-deutschen Literaturstreit werden das Verfahren und der Inhalt des Kitsch-Vorwurfs untersucht. Damit gerät genau der Vorwurf in den Blickpunkt, mit dem der Kulturkampf nach 1989 so prominent geführt wurde und in nicht unbeträchtlichem Maße das formte, was sich heute als nationale kulturelle Identität Deutschlands darstellt.