Im Blick der Bilder

Die Bilder erblicken uns. Sie speisen sich aus unseren Wünschen, Gewohnheiten und Träumen und steuern unseren Blick. Durch die sich stetig erweiternde Digitalisierung aller Lebensbereiche findet zunehmend eine Umkehrung des Blickes statt. Mit Künstlicher Intelligenz rückgekoppelte Fotografie generieren sich Bilder im Sinne von Hersteller*innen, die die KI durch Analysen unserer Blicke programmieren. KI-gesteuerte Displays können öffentliche Räume durch Rückkopplung auf Persönlichkeitsprofile der Passant*innen bespielen. Zugleich können die neuen Technologien multiperspektivische und multisensorische Metabilder erzeugen, die unseren bisherigen Bildbegriff sprengen und uns modellhaft Wahrscheinlichkeiten über die Welt vermitteln.Von prähistorischen Handabdrücken in Höhlen über Passbildfotografien, Guckkästen und Smartphone-Fotografie bis hin zu künstlicher Intelligenz spannt Marcus Kaiser einen Bogen durch unsere Kultur des Lebens mit Bildern. Im Gespräch mit dem Kommunikationswissenschaftler Mario Donick zeigt der Autor anhand eigener experimenteller künstlerischer Arbeiten mit Fotografie, wie wechselseitig der Blick ist. Es wird deutlich, wie Bilder und Fotografien auch aufgrund ihrer technischen Grundlagen Weltanschauungen implizieren und auf uns projizieren.Leser*innen bekommen eine Übersicht zu verschiedenen Konzepten der Bildgebung. Beispielhaft wird gezeigt, wie wir sowohl analytisch und kritisch reflektierend mit Bildern umgehen als auch forschend mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns Bilder herstellen können, was angesichts neuer KI-Methoden zur Bildgenerierung künftig eine wichtige Fähigkeit sein wird.