Atomismus Und Kontinuitatstheorie in Der Neuzeitlichen Physik

Als ich von der Leitung der Salzburger Hochschulkurse aufgefor dert wurde, über "Atomismus und Kontinuitätstheorie in der neuzeit lichen Physik" zu sprechen, ergriff ich gerne die Gelegenheit, die Grundgedanken dieser beiden Forschungsrichtungen vor einem wei teren Kreise zu erörtern. Weniger leicht und nur einem von verschie denen Seiten geäußerten Wunsche nachgebend, entschloß ich mich, die Anfang September 1925 in Salzburg gehaltenen Vorträge nun in etwas erweiterter Form zu publizieren. Ich bin mir vollkommen bewußt, daß ich, was die methodologisch erkenntnistheoretischen Fragen betrifft, bestenfalls als ein philoso phisch einigermaßen gebildeter Laie gelten kann, und daß ich als reiner Kontinuitätstheoretiker auch für die Darstellung der atomisti schen Physik gewiß nicht der Berufenste bin. Wer die Atomistik im allgemeinen und die moderne Korpuskular und Quantentheorie im besonderen kennenlernen will, dem steht eine ganze Reihe vorzüglicher und allgemein verständlich geschrie bener Bücher (einige sind im Texte zitiert) zur Verfügung; ich hätte mich also auf mein eigenes Arbeitsgebiet, auf die Kontinuitätstheorie beschränken können, für welche eine programmatische und dabei allgemein verständliche Darstellung bisher fehlt. Ich hätte es tun können, wenn Korpuskulartheorie und Kontinuitätstheorie sich als sozusagen gleichberechtigte Gegner gegenüberstünden. Da es sich aber um den Wettstreit zweier Forschungsrichtungen handelt, deren eine. nämlich die Korpuskulartheorie, die derzeit herrschende ist, während selbst die Existenz einer Kontinuitätstheorie bislang in wei teren Kreisen ziemlich unbekannt blieb, konnte nur eine erkenntnis theoretisch orientierte grundsätzliche Erörterung beider Theorien auf allgemeines Interesse Anspruch machen.